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Zum Ende der Seite springen Bestattung in Siroki Brijeg
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profa profa ist männlich
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Bestattung in Siroki Brijeg Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo an alle,

abei einige Fotos von der Bestattung der Opfer des kommunistischen Regimes in Siroki Brijeg. Es ist eine kleine Gemeinde in Bosnien-Herzegowina, damals Kroatien, in der seit einem Jahr ein Gemeindeausschuss sehr intensiv an der Kennzeichnung der Einzel- und Massengräber, die unsere "Befreier", hinterlassen haben. Die Gemeinde selbst hatt in den letzten Kriegstagen und in der Nachkriegszeit mehr als 2000 Tote und Vermisste. Und die Gemeinde zählte damals 16000 Einwohner. Prozentuell - ca. 16% der Bevölkerung wurde von "Befreiern" "befreit". Also, in der Gemeinde vermutet man ca. 150 Einzel- und Massengräber. 120 sind lokalisiert, und ca. 60 mit einem Kreuz gekennzeichnet. Ein Großteil sind Zivilisten, Priester und deutsche und kroatische Soldaten.
Am 29.07.2012.wurde die Bestattung von 42 Opfern veranstaltet, ein würdiger Abschied von jenen, die kein Recht auf eine ordentliche Ruhestätte hatten, sogar kein Recht auf einen anständigen Tod, wenn im Tod überhaupt was anständig sein kann. Unter diesen Toten sind die Überreste von mindestens 14 deutsche Soldaten, weil 14 EM, teilweise sehr gut erhalten, vorgefunden wurden. Ein kroatischer Soldat wurde identifiziert und nach 67 Jahren wurden seine Überreste übernommen und in der benachbarten Stadt von seinen Familienangehörigen beigesetzt. 7 deutsche Soldaten waren mit Sicherheit verwundet, weil man im Massengrab Teile von Verbandsschienen und gebrochene Glieder vorgefunden wurden. Sie wurden laut Augenzeugen an der Schwelle des Lazaretts wie Tiere regelrecht abgeschlachtet.
Leider ist es nicht die letzte Bestattung in unserer Gemeinde, denn man vermutet in diesen 150 Gräbern mindestens 400 Tote.
Da die Kämfpe vom 05.02.-07.02.1945 sehr stark waren, sind unter diesen Opfern mit Sicherheit viele deutsche Soldaten. Man arbeiter sehr intensiv mit Augenzeugen von damals, denn die Zeit drängt. Von der WaSt habe ich die Mitteilung bekommen, dass nur nach zwei Soldaten gesucht wird, die in dieser Zeit und in diesem Raum gefallen sind.

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06.08.2012 16:14 profa ist offline E-Mail an profa senden Beiträge von profa suchen Nehmen Sie profa in Ihre Freundesliste auf
Martin
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RE: Bestattung in Siroki Brijeg Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo Profa,

danke für den Beitrag. Weißt Du wieweit Siroki Brijeg von Mostar entfernt ist? Habt Ihr evtl. auch Kenntnis über Gräber von deutschen Soldaten und deren Lage, die bei den Kämpfen um Mostar im Februar 1945 gefallen sind.

Siehe hier IR 370 Ãœbersetzung

Es grüßt
Martin

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Martin: 07.08.2012 00:45.

07.08.2012 00:42
profa profa ist männlich
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Themenstarter Thema begonnen von profa
RE: Bestattung in Siroki Brijeg Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo Martin,

leider habe ich keine Kenntnisse über die Gräber in Mostar. Vielleicht kann ich nachhaken. Unsere Gemeinde ist die erste, die mit der Bergung angefangen hat. Es gibt noch einige, hauptsächlich kroatische, Kantone in Bosnien-Herzegowina, die sich damit beschäftigen.
Mostar ist nur 20 km von Siroki Brijeg entfernt und Siroki Brijeg war damals strategisch wichtig für die Verteidigung von Mostar.

Hast du die EM-Nr. von deinem Angehörigen? Ich habe die Post über das 370. IR gelesen... Leider in diesem Moment kann ich nicht helfen. Vielleicht finden wir was.

Ich habe einige Fotos im Forum der ´Wehrmacht angehängt. Kann sein, dass du jemanden erkennst. Die Chancen sind gering, aber man weiß nie...
In unserer Bevölkerung ist es in der Tradition, dass die Gräber gekennzeichnet werden... So war es auch mit den Gefallenen im II. Weltkrieg. Fall dein Angehöriger irgendwo im serbisch oder moslemisch kontrollierten Gebiet gefallen ist, wäre ich nicht allzu optymistisch, was die Grablage angeht.

Falls er auf dem Militärfriedhof von Mostar beigesetzt wurde, dann ist es gut, denn die müssen irgendwann mit Bergungsarbeiten anfangen. Ich glaube, dass in körzer Zeit ein Soldatenfriedhof vom Volksbund errichtet werden soll. Dann sollten alle bekannten Massengräber geräumt werden.

Falls du was Näheres hat, stehe ich dir gerne zur Verfügung.

Gruß
07.08.2012 14:28 profa ist offline E-Mail an profa senden Beiträge von profa suchen Nehmen Sie profa in Ihre Freundesliste auf
Alexander Alexander ist männlich
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Hallo Profa,

herzlichen Dank für deinen Bericht und die Bilder.
Bin gespannt wie es weitergeht. Ich gehe davon aus, dass die Erkennungsmarken derzeit von der WASt ausgewertet werden um die Namen zu ermitteln, oder?

War der Volksbund an der Aktion auch beteiligt? Haben auch Deutsche (Botschaft?) an der Gedenkveranstaltung teilgenommen?

Beste Grüße,
Alex

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***Ein Krieg ist erst dann vorbei, wenn der letzte Soldat beerdigt ist***
Alexander Wassiljewitsch Suworow

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07.08.2012 16:41 Alexander ist offline E-Mail an Alexander senden Beiträge von Alexander suchen Nehmen Sie Alexander in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Alexander in Ihre Kontaktliste ein
profa profa ist männlich
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Hallo Alexander,

ja, Herr Kaufmann von der Botschaft Sarajewo und noch ein Mitarbeiter waren dabei. Die Herrschaften von dem Volksbund waren vor ca. einem Jahr da, als wir ihnen drei Lokalitäten für einen Soldatenfriedhof in Bosnien-Herzegowina angeboten haben. Die neueste Information: im Spiel sind jetzt drei weitere Städte in Bosnien-Herzegowina, weil bei uns der Boden zu steinig ist, was die Kosten in die Höhe treiben würde.
Eine Gruppe von Enthusiasten hat vor ca. einem Jahr zwei Massengräber mit Marmorkreuzen gekennzeichnet. Die Gräber sind mit je 13-14 Soldaten. Es werden Augenzeugenaussagen gesammelt, und wenn alles fertig ist, würde ich es kostenlos ins Deutsche übersetzen. Die Aussagen sind erschütternd.

Bei uns funktioniert die Bergung folgendermaßen: Zuerst werden Polizei und Staatsanwaltschaft benachrichtigt, dass eine Bergung bevorsteht. Sie sind verpflichtet, dabei zu sein, weil die Staatsanwaltschaft die Anklage gegen den unbekannten Täter erheben. Dann kommen ein Pathologe, Archäologe und Bestatter, die Schritt für Schritt arbeiten. Man arbeitet nicht mit Baggern, deswegen sind die Kosten ziemlich hoch, aber andererseits sind die Befunde in einem Stück. Zum Schluss werden die DNK-Proben gemacht, die aufbewahrt werden, falls die Familienangehörigen auftauchen. So wurde ein kroatischer Soldat identifiziert und von der Familie übernommen. Die EM-Nummern habe ich an die WaSt geschickt, aber wie bereits erwähnt, von 14 EM lagen für nur 2 Soldaten Vemisstenmeldungen. Vielleicht sind die ganzen Familien ausgelöscht....
Die Überreste sind in Metallsärgen mit genauen Angaben(EM) beigesetzt und können jederzeit von den Familien übernommen werden.

Ein Bild mit dem Vertreter der deutschen Botschaft:

Gruß

Dateianhang:
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07.08.2012 19:35 profa ist offline E-Mail an profa senden Beiträge von profa suchen Nehmen Sie profa in Ihre Freundesliste auf
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Zitat:
Original von Alexander
Hallo Profa,

herzlichen Dank für deinen Bericht und die Bilder.
Bin gespannt wie es weitergeht. Ich gehe davon aus, dass die Erkennungsmarken derzeit von der WASt ausgewertet werden um die Namen zu ermitteln, oder?

War der Volksbund an der Aktion auch beteiligt? Haben auch Deutsche (Botschaft?) an der Gedenkveranstaltung teilgenommen?

Beste Grüße,
Alex


Anbei die Videos über die Bergung auf zwei Lokalitäten:

Eintippen:

Stratiste Dubrava Siroki Brijeg

und

Pobranica Siroki Brijeg

Gruß

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von profa: 07.08.2012 20:03.

07.08.2012 20:03 profa ist offline E-Mail an profa senden Beiträge von profa suchen Nehmen Sie profa in Ihre Freundesliste auf
Alexander Alexander ist männlich
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Hallo Profa,

danke für deine ausführliche Erläuterung bezüglich der Exhumierungen und deiner wertvolle Tätigkeit. Klingt sehr professionell. Ich hoffe es klappt in den nächsten Jahren mit einem Soldatenfriedhof in Bosnien-Herzegowina (fehlt mir auch noch auf meiner Besuchsliste Freude ).

Zu den Erkennungsmarken.
Hat die WASt dir mitgeteilt dass es nur 2 Vermisstmeldungen gibt? Normalerweise stammen diese von der Truppe, entsprechend ist es durchaus möglich, dass für bestimmte Soldaten keine Vermisstmeldung vorliegt, da keine Übersendung durch den Truppenteil mehr durchführbar war.

Ich denke bei 14 EM können durch die bei der WASt vorliegenden EM-Listen noch einige Soldaten identifiziert werden. Einmal abwarten, da finden sich sicherlich noch Angehörige. Nur die Ermittlungen dauern oftmals sehr lange.

Gruß Alex

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07.08.2012 20:22 Alexander ist offline E-Mail an Alexander senden Beiträge von Alexander suchen Nehmen Sie Alexander in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Alexander in Ihre Kontaktliste ein
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Zitat:
Original von Alexander
Zu den Erkennungsmarken.
Hat die WASt dir mitgeteilt dass es nur 2 Vermisstmeldungen gibt? Normalerweise stammen diese von der Truppe, entsprechend ist es durchaus möglich, dass für bestimmte Soldaten keine Vermisstmeldung vorliegt, da keine Übersendung durch den Truppenteil mehr durchführbar war.

Moin Alex,

genauso schätze ich das auch ein. Meldungen kamen entweder nicht mehr durch oder konnten im Chaos der Abwehrkämpfe gar nicht erst abgegeben werden.

Und ja, Verlustmeldungen stammten einerseits von der Truppe, parallel dazu von den Divisionsärzten (IVb-Meldeweg).

__________________
Viele Grüße, Jürgen

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08.08.2012 01:00 Jürgen Fritsche ist offline E-Mail an Jürgen Fritsche senden Homepage von Jürgen Fritsche Beiträge von Jürgen Fritsche suchen Nehmen Sie Jürgen Fritsche in Ihre Freundesliste auf
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Ja, es ist mir klar, dass im ganzen Chaos, was damals herrschte, keine Verlustmeldungen vorliegen. Über die Heftigkeit der Kämpfe um Siroki Brijeg berichtet auch Schraml in seinem Buch. Die Straße nach Mostar war nicht paßierbar, da sie die Partisanen eingenommen haben, dann wieder durch einen Gegenangriff der Deutschen befreit wurde. Die Verwundeten u.a. auch Leutnant Boekel wurde mit letzten LKWs nach Mostar abtransportiert.
08.08.2012 12:50 profa ist offline E-Mail an profa senden Beiträge von profa suchen Nehmen Sie profa in Ihre Freundesliste auf
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