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-- Vermisst im Raum Kursk - Heinrich Wollmershäuser, geb. 2.8.1913 aus Schönbühl, Kreis Schorndorf (http://www.vksvg.de/thread.php?threadid=5387)
Geschrieben von ruski am 13.08.2009 um 22:28:
Vermisst im Raum Kursk - Heinrich Wollmershäuser, geb. 2.8.1913 aus Schönbühl, Kreis Schorndorf
Guten Abend allerseits aus Zürich, meine Name ist Markus
ich nutze Euer Forum schon länger als Leser und habe bereits ein paar nützliche Ratschläge und Hinweise von hier beziehen können. Ihr leistet wirklich grossartige Arbeit, mein Dank und Kompliment!
Nun zu meinen aktuellen Anliegen:
Ich suche Hinweise zum Verbleib meines Grossonkels
Heinrich Gottfried Wollmershäuser.
Dienstgrad:
Obergefreiter
Einheit:
82.ID / Inf.Reg. 158
Vermisst seit :
8.9.1943
Vermisstenortsangabe:
Kochanowka/RU bei Gepäckbewachung seines Zuges
Ende Juli 43 wurde der Vermisste verwundet, konnte zurück nach Deutschland und schrieb das letzte Mal 7.Aug. 43 aus Fulda (1.Kp/Gr. Ers. Btl. 88 ), dass er
mit baldiger Abstellung rechnen müsse...
Widerspruch:
Gemäss eines DRK-Gutachtens von 1977 gilt er im Raum Kursk-Kiew als vermisst. Ein Brief aus 1944 aus einer militärischen Abwicklungsstelle jedoch meldete der Familie, dass der Vermisste mit grosser Wahrscheinlichkeit mit seinem Kommando in russ. Gefangenschaft geraten sei.
Ich habe mit Interesse den Thread
8. Batterie Artillerie-Regiment 182 der 82.Infanterie-Division über ebenfalls die 82.ID gelesen. Ich habe lange versucht, den Frontverlauf mit russischer Literatur zu rekonstruieren und habe ein paar Unklarheiten entdeckt:
- Am 23.8.43 verlief die HKL viel westlicher, als der Vermisste sich am besagten Datum aufhielt.
- Gemäss DRK-Gutachten, erreichte seine Einheit am 14.Sept.43 Kiev. Dies ist lediglich 6 Tage nach dem letzten Kontakt zu vermissten. Die Strecke dazwischen ist aber sehr gross.
- In der Ukraine im Oblast Sumy gibt es ein weiters Kochanovka auf der Höhe der Standorte der Nachrichten- und der Panzerjäger-Abteilung 182.
- Ab dem 23.August - Anfang Oktober ist kartografisch im Internet schlecht vertreten.
Die Wast-Information habe ich noch nicht.
Gerne würde ich also Euer Wissen beanspruchen, in der Aufklärung der Umstände meines Grossonkels Heinrich. Interessant wäre zu wissen, wann genau er wieder bei seiner Truppe in Russland nach dem Lazarettaufenthalt eingetroffen ist.
Damit der Eintrag hier nicht gleich platzt, verzichte ich auf alle bereits herausgefundenen Detail und Anhänge. Bei Bedarf stelle ich es aber gerne rein.
Vielen Dank für eine Antwort.
Gruss Markus
Edit1,2: Tippfehler...
Geschrieben von weers am 14.08.2009 um 16:36:
Korrektur:
streiche dies:
Zitat: |
das Hauptquartier des XIII. AK, zu dem die 82. ID Anfang September 1943 noch gehörte, befand sich derzeit in Bachmatsch |
und ergänze durch dies:
Die 183. ID, die im gleichen Zeitraum wie die 82. ID dem XIII. AK unterstellt war, hatte ihren Divisionsgefechtsstand derzeit in Bachmatsch.
"Unser" Kochanowka ist auf dieser Karte zu finden:
http://mapm36.narod.ru/map1/im36042.html
Es sind nur einige Häuser...
Gruß,
Arnold
Geschrieben von ruski am 15.08.2009 um 12:48:
Hallo Arnold,
danke für Deine schnelle Analyse. Ich denke Du hast mit "deinem" Kochanowka (Kachanivka) einen Volltreffer gelandet! Ich habe die Koordinaten mit Angaben aus dem DRK-Gutachten vergleichen und muss sagen, dass das ganze nun viel mehr Sinn ergibt.
Ich hatte bis heute keinen Anhaltspunkt, welches
Kochanowka im DRK-Bericht gemeint war. Meine Quelle mit aktuellen Ortsnamen und den möglichen Varianten anderer Schreibweisen reichte nicht aus, um über das XIII.AK auf Dein Kachanivka zu kommen.
Doch: Es gibt in der Ukraine tatsächlich 2 oder 3 Orte die man heute noch mit der Schreibweise "Kochanovka" finden kann - doch eben nicht in einem realistischen Umkreis der Geschehnisse im September 43.
Im Fall es von Interesse ist:
Gemäss DRK-Gutachten musste die im Raum
Sewsk und südlich devon eingesetzte 82.ID vor dem weit überlegenen Gegener unter ständigen Rückzugskämpfen nach Südwesten über
Glochow - Krowolez ausweichen und bezog Anfang September nordostwärts von
Konotop am Sejm-Fluss Stellungen bei
Gwintovoje ( 51°16'42.66"N 33°41'44.50"E) und
Staraja Chisliki (vermutlich 51°21'39.15"N 33°35'1.52"E).
Diese Angaben passen sehr gut mit den letzten Einzeichnungen der HKL in den Karten von gutenberg.e aus dem bereits erwähnten Thread über die 82.ID. über die Stellungen am 19.Juni 43.
Weiter geht aus dem Gutachten hervor: Am 14.September 43 erlitten die Nachrichten-Abteilung 182 im Ort
Degtjary (50°35'0.97"N 32°46'1.31"E) und die Panzerjäger-Abteilung 182 in
Woloschinowka ( 50°36'0.65"N 33°11'3.40"E) grosse Verluste.
Diese Angaben passen auch sehr gut mir den im Thread referenzierten Angaben von bags1960, zum Ort
Jagotin ( 50°15'32.41"N 31°47'45.05"E).
Das Gutachten sagt abschliessend aus, dass die 82.ID am 21.Sept 43 den Dnjepr auf der Höhe des gegenüberliegenden Ortes
Nowy Pietrowzy erreicht haben soll. Dazu habe ich bei der RKKA eine Quelle gefunden, die den Aufenthalt der 82.ID am Dnjepr zu diesem Zeitpunkt bestätigt. (
http://www.rkka.ru/maps/10gvvdd.gif)
-> Ich arbeite und dokumentiere viel mit Google-Earth und überlagere dort alte Karten. Darum die ungefähren Koordinaten.
Gerne füge ich noch diese Information hinzu: Paul Adam, Oberst i.G.d.R. führte ab 18.August 42 bis (?) 1943 unter anderem das G.R.158 östlich von Kursk. Da Adam den Krieg überlebte, lässt sich daraus vielleicht noch was rekonstruieren... (
www.ritterkreuztraeger.info/rk/a/A010Adam.pdf)
Vielleicht konnte ich so ebenfalls einen Beitrag zum Schicksal der 82.ID beitragen, es gibt ja so viele kleine Puzzleteile zu diesem Thema.
Für mich stellt sich natürlich immer noch die Frage: Tod oder Gefangenschaft...
Schönes Wochenende und ein herzlichen Dank für den Hinweis,
Markus
Geschrieben von weers am 15.08.2009 um 13:00:
Hallo Markus,
ich werde Deine Angaben später einmal checken, es scheint "Hand und Fuß" zu haben.
Wegen einer möglichen Gefangenschaft solltest Du dich nach hier wenden:
http://www.stsg.de/main/stsg/ueberblick/dokumentationsstelle/
Man antwortet dort sehr schnell, schneller als der Suchdienst des DRK...
Gruß,
Arnold
Geschrieben von ruski am 18.08.2009 um 22:23:
Hallo Arnold,
ich melde mich an dieser Stelle trotzdem noch. Ich habe heute ein Antwort von STSG erhalten. Es liegen dort Akten zu einem anderen Heinrich Wollmershäuser vor, die Daten stimmen ganz überein. Ich habe zur Verfizierung 8 Files erhalten und werde morgen die Akte (so wie es aussieht eine russische Gefangenen-Akte) von einer Kollegin übersetzen lassen. Sicher ist sicher, wenn schon was da ist...
Ich werde die Resultate danach wieder hier einstellen. Beim VDK gibt es auch eine Vermisst-/Todesanzeige, welche sehr gut zu den Angaben von STSG passen könnte. Vielleicht klärt sich auf diesem Weg ja ein anderes Schicksal.
Frage: Bringt Dir ein Scan meines DRK-Gutachen von 1977 oder ein Foto "meines" Vermissten etwas?
Gruss
Markus
Geschrieben von weers am 19.08.2009 um 14:09:
Hallo Markus,
Scans vom DRK und Fotos bringen immer etwas, und wenn es nur der "Abrundung" der Suche dient. Sie bekommt durch ein Foto ein Gesicht und manchmal lassen die Fotos noch Rückschlüsse auf Orden und anderes zu. Zum Gutachten des DRK würde ich gerne wissen, wie das mit der "Gepäckbewachung seines Zuges" gemeint ist. Ist dabei die Einheit- oder die Eisenbahn gemeint.
Gruß,
Arnold
Geschrieben von ruski am 19.08.2009 um 21:48:
Hallo Arnold,
beim zusammensuchen der Dokumente für den Upload ist mir noch ein Detail aufgefallen, welches vielleicht zu einem weiteren Hinweis führen könnte:
Auf der Nachricht des Hauptfeldwebel Rauch, Gren.Ers.Batl. 355, an die Familie ist die Gen.Marsch-Kp.IX/82/14 verzeichnet. Diese findet sich dann auch wieder auf einer späteren undatierten Anfrage des Vaters und auf dem DRK-Gutachtenvon 1977.
Über diesen Truppenteil habe ich im Internet nichts aufschlussreiches gefunden... War das wohl die Einteilung seiner "Auffrischungs-Kp"?
Danke und Gruss
Markus
Geschrieben von ruski am 20.08.2009 um 10:31:
Gefangenen-Akte von STSG
Hallo Arnold,
die Übersetzung der
Gefangenen-Akte von STSG hat ergeben, dass es sich
nicht um meinen Grossonkel handelt. Schade. Interessant ist das Dokument alleweil...
Die Geschwindigkeit der STSG ist wirklich beeindruckend, die IT-Mittel machens wohl möglich.
Gruss
Markus
Geschrieben von weers am 20.08.2009 um 22:52:
RE: Gefangenen-Akte von STSG
Zitat: |
Original von ruski
Die Geschwindigkeit der STSG ist wirklich beeindruckend, die IT-Mittel machens wohl möglich.
|
Hallo Markus,
diese Erfahrung habe ich nun schon häufiger machen können, es liegen oft nur 14 Tage zwischen Anfrage und Antwort. Das ist ein Tempo, von dem man vor zwei Jahren nicht einmal zu träumen wagte. Vielleicht pendelt sich das mit zunehmenden Anfragen auf ein "Normalmaß" ein...
Allerdings haben die Anfragen an die Stiftung einen Nachteil. Bei Antworten des Roten Kreuzes bekam man mit der Kopie des Fragebogens auch eine "Schablone" zur Übersetzung der statistischen Datenabfrage auf dem russischen Fragebogen. Diesen Service bietet die Stiftung nicht.
Speziell zu diesem Fragebogen werde ich noch ein gesondertes Thema eröffnen.
In diesem Deinem Fall tut es mir Leid, dass für Dich nichts dabei herausgekommen ist.
Beste Grüße,
Arnold
PS: Ab Sonnabend werde ich mich für eine Woche etwas rar machen, sei also bitte nicht böse, wenn meine Antworten etwas auf sich warten lassen...
Geschrieben von ruski am 21.08.2009 um 18:21:
RE: Gefangenen-Akte von STSG
Hallo Arnold,
merci für die Nachricht, ich hoffe natürlich, dass Deine "Rarheit" etwas mit Ferien oder so zu tun hat...
Die Antwort von STSG dauerte keine 24h! Das ist wahrlich der Hammer.
Frage: Hast Du noch einen Tipp, was ich - abgesehen von Eurer Super-Vorlage - bei WAST zu meinem Grossonkel zusätzlich erfragen soll ?
Ich werde erstmal keinen vollst. Werdegang erstellen lassen. Ich werde das nächste Woche mal in Angriff nehmen.
Danke für einen allfälligen Hinweis.
Gruss und schöne Rarität,
Markus
Geschrieben von ruski am 28.08.2009 um 21:01:
Zitat: |
Original von weers
Sie bekommt durch ein Foto ein Gesicht und manchmal lassen die Fotos noch Rückschlüsse auf Orden und anderes zu. |
Hallo liebe Mitleser,
ich habe noch etwas in der Kiste gewühlt und stelle zwei Fotos meines Grossonkels an dieser Stelle ein.
Das Bild im Anzug entstand während des Krieges, das Bild vom Eisenbahnwagen soll im August 1943 aufgenommen worden sein, also etwa einen Monat vor dem Vermisstdatum.
=> Kennt vielleicht jemand eine der anderen Personen im Bahnwagon ?
Gruss an alle aus Zürich,
Markus
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