Geschrieben von Ingo am 12.01.2009 um 09:22:
Gefängnisaufenthalte
Hallo Andreas,
ich denke, der Ursprung dieser beiden „Gefängnisaufenthalte“ und die damit verbundene lange Haftzeit als Kriegsgefangener hat mit den „Schauprozessen gegen angebliche Kriegsverbrecher“ zu tun.
Russland war eigentlich verpflichtet alle Kriegsgefangenen bis Ende 1948 zu entlassen und konnte dies nur damit umgehen, indem sie eine große Anzahl von Gefangenen als Kriegsverbrecher verurteilen ließ.
Bei diesen fingierten Kriegsverbrecherprozessen wurden Urteile mit Haftzeiten von 25 Jahren Zwangsarbeit ausgesprochen (Todesurteile wurden in 25 Jahre Zwangsarbeit umgewandelt), wobei hier prinzipiell es keine Rolle spielte, ob der Verurteilet nun sich der Kriegsverbrechen schuldig gemacht hatte oder nicht.
1948/49 erstellte Berias Innenministerium ca. 20.000 Akten von zu verurteilenden deutschen Kriegsgefangenen, obwohl keine Schuld nachzuweisen war. Am 28. September 1949 erließ Stalin befehl, 17.000 von ihnen zu 25 Jahren Zwangsarbeit zu verurteilen, weil sie Ihre Schuld nicht zugegeben haben. Die Aktion, welche bis zum 01.01.1950 abzuschließen war, dauerte dann aber bis in das Jahr 1951 hinein.
Gesucht wurden die zu verurteilenden vorzugsweise bei den Angehörigen bestimmter Wehrmachtsteile, den so genannten „gesperrten Einheiten“. Zu diesen gehörten die SS, die Nachrichtendienste, die Polizei, die Feldgendarmerie, der Generalstab, die höheren Stäbe und allgemein die Kommandeure.
„Gesperrt“ bedeutete, dass die Angehörigen dieser Einheiten von der Entlassung zunächst ausgeschlossen waren. Ihnen wurden generell Verbrechen, oder mindestens Mitwissen, angelastet, z. B. in der Partisanenbekämpfung und gegen die „friedliche sowjetische Zivilbevölkerung“.
Nach „Öffnung“ des eisernen Vorhanges setzten die Rehabilitierungsprozesse der seinerzeit Verurteilten ein, welche bis heute noch andauern.
Beispielhafte Literatur:
Martin Lang (1981): Stalins Strafjustiz gegen deutsche Soldaten. Die Massenprozesse gegen die deutschen Kriegsgefangenen in den Jahren 1949 und 1950 in historischer Sicht, Mittler;
Günter Wagenlehner (1993): Stalins Willkürjustiz gegen die deutschen Kriegsgefangenen, Verlag die Heimkehrer;
Günter Wagenlehner (1999): Die Verurteilung deutscher Soldaten und deren Rehabilitierung anhand der Sowjetakten. Verband Deutscher Soldaten. Landesverband Baden Württemberg;
Gruß Ingo