Hans Brix - ein Veteran ist gegangen

ChristianKa
Hans Brix gest. 11.12.2013
Wieder ist ein Veteran und guter Freund verstorben.
Letztes Jahr konnte ich noch seinen 90. Geburtstag gemeinsam erleben.
Kennengelernt hatte ich Hans bei der Reise in den Kaukasus 2008, zur Einweihungsfeier des Deutschen Soldatenfriedhofes in Apscheronsk – Krasnodar.
Aufmerksam wurde ich auf Ihn, hatte er doch mir seine Erlebnisse in und nach dem Kriege erzählt, und diese lesen sich wie ein Roman.
1923 in Wien geboren, Dienst beim RAD – Bewachung von russischen Gefangenen in Polen, Gebirgsjägerausbildung in Tirol, 1942 mit der Heeresgruppe Süd Angriff auf den Kaukasus, Kämpfe auf den Hochgebirgspässen - im „Hochgebirgsbattaillon Bauer“ auf dem Maruchskoi Gletscher, Rückzug über den Kubanbrückenkopf, mit der 1.GD zurück auf den Balkan – Kampf gegen die Tito-Partisanen, im Kessel von Belgrad, Kämpfe am Plattensee in Ungarn – dort eine Verwundung am Bein – Lazarettaufenthalt in seiner Heimatstadt Wien und erlebte auch dort das Kriegsende.
Im Sommer 45 Arbeit bei den Amis als Postbeamter für die alliierte Briefzensur zuständig. Ab Jänner 46 als Chef der Alliierten Telefonzensur Österreich tätig. Ende August Vorladung bei der Staatspolizei in Wien (Chef ein bekannter Kommunist) – Überstellung in die russische Kommandantur. Bis März 49 in Einzelhaft in Baden mit den üblichen Verhören. Die Familie wusste vom ersten Tag der Verhaftung an nichts mehr von Hans. Verurteilung zu 3 Jahren Zwangsarbeit „Ausplaudern militärischer Geheimnisse an das österreichische Innenministerium und den Alliierten Rat“.
Im Viehwagon nach Moskau und weiter nach Gorki - in ein Landwirtschaftslager gebracht- dort war es fast schön.
Später Verlegung in ein Lager Nahe am Polarkreis als Elektriker und Waldarbeiter bei -40Grad. Am Ende der dreijährigen Lagerhaft am 31.08.1951 fragte man ihn wohin er entlassen werden wolle – denn nach Österreich gehe gar nicht – Kursk, Stalingrad oder Salsk standen zur Auswahl.
Arbeitete für die nächsten 1 ½ Jahre als Ölbohrarbeiter in Salsk – endlich Ausreisevisum und mit den Zug über Budapest nach Wien-Ostbahnhof. Um 10 Uhr Abend am Heiligen Abend bei den Eltern in Wien.
Veränderungen zu Hause: die im Jahre 1946 geheiratete Frau war wieder verheiratet, sie hatte Hans für Tot erklären lassen. Die zweite Ehe der Frau wurde als ungültig erklärt und die Münchner Ehe als aufgehoben, wieder vereint in gemeinsamer Wohnung in Wien. Ein Jahr später die Scheidung und Hans ehelichte seine zweite Frau mit der er bis zu seinem Tode zusammen war.
Hans machte Karriere bei der Gemeinde Wien als Sozialpädagoge. Als der Fachmann für schwierige Jugendliche, sowohl Mädchen wie Jungen und bekam auch einen Orden für Verdienste um die Republik. Seit 1984 im Ruhestand.
Reimar
Christian,
ein schöner Nachruf von Dir auf einen Menschen mit einem äußerst interessanten Lebenslauf.
Man kann sich glücklich schätzen, solche Menschen gekannt und mit ihnen gesprochen zu haben über den Wahnsinn des Krieges und den für viele (wie Hans) danach.
Wien im Viermächte-Status, Post- und Telefonzensur, eingesperrt von "Polizeikommunisten" (gemeint war doch H. Dürmayer - eingesetzt von Staatssekretär Honner, im Krieg bei den jugoslawischen Partisanen kämpfend), ausgeliefert an die sowjetischen Besatzer, die ihn üblicherweise der Spionage bezichtigten und letztlich mit viel Arbeit im Sowjetparadies "belohnten".
Trotz allem war Hans nicht verbittert und trug bis zum Schluß zur Versöhnung der beiden Völker bei.
Gruß Reimar