Umgang mit Wissen über Grablage

Bavaria
Hallo liebe Forengemeinde!

Ich möchte Euch um Rat bitten, wie ich mit folgender Sachlage umgehen soll:

wir sind im Februar auf einen ehemaligen Hof mit zugehöriger Kapelle gezogen. Die Eigentümer haben uns berichtet, dass unmittelbar neben der Kapelle französische Gefallene (vermutlich Kriegsgefangene) begraben wurden. Ursrpünglich muss die Stelle durch einen Grabstein mit der Tricolore gekennzeichnet gewesen sein. Über den Verbleib des Steines ist nichts bekannt.

Ich trage mich nun schwer damit, ob man den Volksbund darüber informieren soll. Ich persönlich würde es tun, sitzen doch vielleicht im Nachbarland irgendwo Angehörige, die ebenso händeringend versuchen das Schicksal ihrer Vermissten zu klären wie wir. Allerdings stosse ich mit diesem Vorhaben auf wenig Gegenliebe in meiner Familie, da die Eigentümer vermutlich nicht ganz so arg begeistert sein werden, wenn rund um die Kapelle alles umgegraben wird. Ärger mit dem Vermieter ist halt auch keine schöne Sache. Mein Vater als Kriegskind meinte nun salomonisch, dass dem Volksbund die Grablagen in Deutschland, insbesondere dort, wo ohnehin wenig bis keine Gefechte stattgefunden habe, bekannt sein dürften.

Hilfe, ich weiss einfach nicht, wie damit umgehen.

Gruß,
Marion
Alexander
Hallo Marion,

hast du schon einmal bei der zuständigen Gemeinde nachfragt, ob die Soldaten nach dem Krieg in die Heimat oder auf einen Sammelfriedhof umgebettet wurden? Normalerweise waren die Westmächte in solchen Dingen sehr gründlich!

Du kannst es auch mal über den Internationalen Suchdienst versuchen, die besitzen auch sehr viele Listen über ausländische Kriegstote (insb. Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter), meist sogar nach Landkreis aufgestellt.

Gruß Alex
Bavaria
Hallo Alex!

Die Idee mit der Gemeinde ist sehr gut. Ende des Monats findet bei uns auf dem Hof eh ein größeres Fest statt, zu dem sowohl Bürgermeister als auch der Rest des Gemeinderates da ist (wir sind ja ein kleineres Dorf). Und da Bürgermeister und Eigentümer Schulkameraden sind, ist die Gelegenheit günstig das Thema mal anzusprechen. Notfalls bleibt immer noch der Suchdienst, aber dieser Weg dürfte der schnellere sein.

Ich werde dann zu gegebenem Zeitpunkt berichten. Umbettung soll übrigens nicht erfolgt sein; nur der Stein muss irgendwann entfernt worden sein. Das kann aber auch durch Unwetter oder extreme Winter passiert sin. Hier gibts schonmal heftigere Schneestürme, Kammlage halt.

Gruß,
Marion

PS: Gibt's eigentlich online Recherchemöglichkeiten über verzeichnete (und nicht von Plünderung bedrohte)/ehemalige Grablagen in Bayern?
Tobias
Hallo Marion,

neben der Gemeinde solltest Du noch im Kreisarchiv (Landratsamt) nachfragen bzw. selbst einmal dort vorbei schaun. Unter Umständen sind die betreffenden Unterlagen auch schon im Landesarchiv (je nach dem wie das in Bayern geregelt ist).

Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort noch welche liegen. Da wie Alex schon schrieb, die Westmächte bei den Umbettungen sehr gründlich waren. Wobei ja nichts unmöglich ist.

Gruß
Tobias
frank
Hallo Marion,

ich würde (wenn klar ist, dass dort Handlungsbedarf besteht) versuchen, mit dem Eigentümer zu reden.
Vielleicht hilft es ja auch zu erwähnen, dass nach dem Gräbergesetz im Zusammenhang mit der Graböffnung entstandene Kosten erstattet werden sollten.

Grüße.
frank.
Bavaria
Hallo Frank, hallo Tobias!

Die Idee mit dem Kreisarchiv ist auch eine gute. Welches Archiv ist zuständig, wenn sich die Landkreiszugehörigkeit 1972 geändert hat? Dabei ist der Altlandkreis auf drei verschiedene Landkreise aufgeteilt worden. Vermutlich sind die Akten dann auch gesplittet worden?

Das Kosten erstattet werden ist auch für mich eine neue Erkenntnis und macht die Sache schonmal einfacher. Auf dem Dachboden gibt es noch einige alte Aufzeichnungen und Fotos des Hofes, für die wir ohnehin die "offizielle" Erlaubnis zum Anschauen haben. Vielleicht gibt es auch dort noch Anhaltspunkte.

Gruß,
Marion
Tobias
Hallo Marion,

das ist eine gute Frage! Ruf am besten eines an und frage Dich durch.

Ähnlich ist es auch bei meinem Heimatkreis. Dort waren die Unterlagen dann im Landesarchiv.

Für Dich dürften vor allem die Unterlagen zu Ende der 40er und 50er Jahre sein. Dort müssten die Gräber (eigentlich) zum ersten Mal erfasst worden sein

Gruß
Tobias