Suche nach Helmut Ehnert

kater bruno
Liebe Mitglieder,
ich bin neu hier.

Ich suche schon seit 5 Jahren alles über meinen Urgroßvater. Meine Oma ist sein einziges Kind und weiß nichts über seinen Verbleib.

Folgendes konnte ich schon beim Suchdienst des DRK heraus finden.

Helmut Ehnert
*18.10.1889
+04.12.1949

Er kam gesund und munter aus dem Krieg zurück. Dann wurde er von der Roten Armee Mai 1945 verhaftet und nach Bautzen gebracht. 1947 wurde er nach Frankfurt (Oder) deportiert. Dort verstarb er an einer Lungentzündung.

Folgendes wollte ich wissen. Wo war er in Frankfurt ?

Am Wichtigsten ist mir : Wo kann er bestattet sein?

Meine Oma wird dieses Jahr 87. Vielleicht kann ich mit Eurer Hilfe noch eine Freude machen und ihr sagen, wo ihr Vater begraben liegt.

Vielen Dank an alle.
frank
Hallo Bruno,

und Willkommen im Forum!
Wenn ich Frankfurt/Oder höre, muss ich immer an das Heimkehrerlager denken. Ich weiß natürlich nicht, ob Dein Urgroßvater tatsächlich dort war.
Ich würde in Deinem Fall eine Anfrage an die StSG stellen.

Viel Glück!
frank.
kater bruno
Lieber frank,

Vielen lieben dank für Deine Antwort.

Also ich bin der Überzeugung, dass mein Großvater nicht bei den Heimkehrern war. Da er Deutschland nicht verlassen hat. Er war ja ein Internierter in Bautzen, als das zu voll war, wurden die Züge nach Frankfurt geschickt.

Ich denke, die Rote Armee wollte seine "Fähigkeiten" nutzen. Denn er war Rechtsanwalt. Das ist aber nur eine Vermutung, dass er deshalb in Frankfurt bleiben sollte. Doch leider kann mir eben keiner sagen, wo er bestattet sein könnte.

Trotz allem vielen dank für Deine hilfe, bei der Dokumentenstelle in Dresden hab ich eine mail hingeschickt. Mal sehen, ob die mir weiter helfen können.

Alles Gute.
Giro
Moin,

überprüfe einmal die Nazivergangenheit deines Großvaters. Ich bin mir fast sicher, dass du dort Anhaltspunkte für seine Verhaftung durch die Russen findest.

Gruß
Dieter
frank
Hallo Dieter.

Zitat:
überprüfe einmal die Nazivergangenheit deines Großvaters. Ich bin mir fast sicher, dass du dort Anhaltspunkte für seine Verhaftung durch die Russen findest.

Kannst Du noch ausführen was Dich da so sicher macht und wie genau 'Bruno' damit Antworten auf seine Fragen
Zitat:
Wo war er in Frankfurt ?
und
Zitat:
Wo kann er bestattet sein?
erhält?

Danke.
frank.
Viktor
Hallo,

es ist tatsächlich irrelevant, aus welchem Grund er nach Bautzen kam, es reichte meistens "ein Wink" aus der Bevölkerung, oder tatsächlich die frühere Tätigkeit im 3. Reich.

Es wäre fruchtbringender, wenn Bruno die ihm bekannte Dokumente hier einstellt, damit man Ideen entwickeln kann. Es ist offensichtlich belegt, dass er nach Frankfurt verlegt wurde, ebenso, dass er an der Lungenentzündung starb. Sind die Belege in Russisch? In der Regel können solche Dokumente auch eine Menge Information tragen.
Giro
Moin Frank,

sicher, ich will es mal versuchen.
Der Vermisste war Jahrgang 1889, also bei Kriegsende 56 Jahr und damit militärisch höchstens im "Volkssturmalter". Weiter wissen wir, dass er Rechtsanwalt war und wohl auch als dieser praktisiert hatte (wegen der Erfahrung). Um während der Nazizeit als RA erfolgreich die letzten Jahre praktizieren zu können, muß er schon ein bekanntes Mitglied der NSDAP gewesen. In dieser Funktion wird er auch gewußt haben, wie er nicht als Volkssturmmitglied dem Feind entgegentreten mußte.
Nach Kriegsende, während der Entnatifizierung, haben die Russen ehemalige Parteimitglieder verhaftet und ihnen den Prozess gemacht. Dafür steht Bautzen und wohl später ein Außenlager in Frankfurt/O.

Wenn also fest steht, ob der Vermisste durch den Russen zu Gefängnis und Strafarbeit verurteilt wurde, könnte also auch in den russischen Zivilarchiven das Urteil und der spätere Aufenthaltsort, sowie der Bestattungsort des lagerfriedhof gefunden werden und ermittelt werden.

@ Hallo Viktor,
sicher hast du recht, aber zwischen einer Verhaftung und der Einweisung in ein Strafarbetslager (in diesem Fall immerhin 2 jahre) lag immer eine Gerichtsverhandlung und dazu gab es Dokumente, die werden Aufschluß auf den Verbleib geben können, wenn sie denn noch vorhanden sind.

Gruß
Dieter
Viktor
Hallo Dieter,

Bruno schreibt, sein Großvater kam gesund und munter aus dem Krieg zurück. Aber es ist auch zweitrangig, ob er als Beamter, Jurist oder als Offizier wovon auch immer verhaftet wurde. Wenn er bei der Wehrmacht/Waffen-SS gedient hat, muss es nicht zwangsläufig einen Urteil geben. Es starben genügend KGF rings um Bautzen, Torgau oder Frankfurt.

Wichtig wäre zu erfahren, in wessen Zuständigkeit er sich befand (russisch oder deutsch), ob aus den Uterlagen hervorgeht, in welchem Hospital er starb, danach könnte man weiter recherchieren.
Giro
Hallo Viktor,
wenn er wirklich aus dem Krieg zurück kam, dann sicher nur als Volkssturmmann. Ich gehe nicht davon aus, dass er als Soldat gedient, sondern eher ein NS-Funtionär war, dem man wegen seiner Tätigkeit den Prozess machte. Daher war er für mich kein Kriegsgefangener, sondern eher ein verurteilter Zivilist auf Grund der Entnazifizierung.

Nein, es ist nicht zweitrangig zu wissen, als was er verhaftet wurde, denn die Gerichtsbarkeit zwischen dem Militär- und den zivilen Gerichten war eine ganz andere. Auch in der SBZ. Das Entscheidende dabei erscheint mir aber, dass es sich bei der Archivierung der Dokumente, die zur Einsicht benötigt werden, um ganz verschiedene Archive handeln dürfte.

Gruß
Dieter
Viktor
Zitat:
Original von Giro
wenn er wirklich aus dem Krieg zurück kam, dann sicher nur als Volkssturmmann. Ich gehe nicht davon aus, dass er als Soldat gedient, sondern eher ein NS-Funtionär war, dem man wegen seiner Tätigkeit den Prozess machte. Daher war er für mich kein Kriegsgefangener, sondern eher ein verurteilter Zivilist auf Grund der Entnazifizierung.


Hallo Dieter,

ich kann nirgends erkennen, was er während der NS-Zeit gemacht hat. Er kann als Offizier, als Richter oder als Bürgermeister irgendwo gewesen sein. Ich würde prinzipiell nichts ausschließen, auch Volkssturm nicht. Es gab Offiziere, die hochbetagt noch an der Front waren.

Dein Konstrukt: Rechtsanwalt = NS-Funktionär ist sehr in Frage zu stellen, es kann so gewesen sein, muss aber nicht.

Bautzen spricht für mich eher dafür, dass er durch die deutsche Justiz eingesperrt wurde. In der Zeit meistens wg. Wirtschaftsvergehen, Schieberei u.Ä. Für den Fall könnte man sich die Mühe in den russischen Archiven zu suchen sparen.

Eine Aufklärung seitens des Themenstarter wäre hier von Vorteil!
Giro
Hallo Viktor,

im Mai 45 deutsche Justiz, nee, das passt gar nicht. Allerdings habe ich diese Zeitangabe auch eben erst so richtig zur Kenntnis genommen und muß daher bekennen, dass es mit der Entnazifizierung auch nicht passen kann.
Auch Schieberei und Schwarzmarkttätigkeiten dürften sich so früh noch nicht entwickelt haben.
Nein, ich schließe auch nichts aus, aber ich hatte den Eindruck, dass man hier nur in der militärischen Richtung nachgeforscht hatte und wollte mit meinem Erstbeitrag eigentlich nur sagen, es sollte durch die Prüfung der Nazivergangenheit die Zuständigkeit der Zivilgerichte nicht vergessen werden.

Bei diesem frühen Nachkriegsdatum ist es mir allerdings bewußt, dass es eigentlich nur ein russisches Militärgericht gegen haben kann. Ob hier die Gerichtsakten nun als Militär- oder als Zivilsache abgelegt wurden, kann ich nicht sagen. Soweit gehen meine Kenntnisse leider nicht.

Der Suchende muß seine gesamten Erkenntnisse und seine vorhandenen Unterlagen offenlegen, damit man einen Ansatzpunkt findet. In diesem Punkt sind wir uns ja wohl einig.

Gruß
Dieter
kater bruno
Hallo Leute,

Danke für Euer reges Interesse.
Wie ich gelesen hab, braucht Ihr noch Infos.

Soviel weiß ich noch:
Er war Major. Er war ein Doktor jur., somit hatte er beim Eintritt ins Militär automatisch den Rang eines Majors aufgrund seiner Bildung.

Verhaftet wurde er definitiv von den Sowjets, denn er wurde von jemanden denunziert.
Die Verhaftung fand in Zwickau/Sachsen statt.

Gruß bruno
Giro
Moin Bruno,


Zitat:
Verhaftet wurde er definitiv von den Sowjets, denn er wurde von jemanden denunziert.
Die Verhaftung fand in Zwickau/Sachsen statt.

Wurde er in Uniform, also als Soldat, oder in Zivilkleidung verhaftet und wann bitte im Mai 45.
Ist etwas von ein Prozess bekannt?, Wenn ja, dann bitte wo.

Gruß
Dieter
Viktor
Zitat:
Original von kater bruno
Er war Major. Er war ein Doktor jur., somit hatte er beim Eintritt ins Militär automatisch den Rang eines Majors aufgrund seiner Bildung.


Es sagt nichts darüber aus, was er bei Militärs gemacht hat. Zumindest bezweifle ich jetzt, dass er irgendwas befehligte.

Zitat:
Original von kater bruno
Verhaftet wurde er definitiv von den Sowjets, denn er wurde von jemanden denunziert.
Die Verhaftung fand in Zwickau/Sachsen statt.


In dieser Zeit spielte eigentlich nur die NS-Vergangenheit eine Rolle.
kater bruno
Er wurde in Zivil verhaftet.

Das Datum der Verhaftung wurde mir vom DRK zu geschickt, aber ich finde gerade das Schreiben nicht. Es war jedoch Anfang Mai.
Er hat keine NS Vergangenheit.
Von einem Prozess ist unserer Familie nichts bekannt. Auch vom DRK kamen dazu keine Daten.
Er hat in Kriegszeiten nichts befehligt, er war als Jurist tätig.
Zur Denunzierung konnte meine Oma noch sagen, die erfolgte von jemanden, der es nicht ertragen konnte, das das Haus meines Großvaters noch stand, er nicht gefallen oder verwundet war und scheinbar auch so keine Folgen des Krieges erleiden mußte.

Gruß bruno
kater bruno
Guten Morgen,

nach eingehender Suche in meiner Aktenwelt, habe ich das Schreiben vom DRK gefunden.

Zitat:
"Dr. jur. Ehnert, Helmut, *1889 wurde am 05.09.1945 in Zwickau durch die Besatzungsmacht als Bataillonführer festgenommen. Am 03.12.1946 wurde er vom NKWD-Speziallager Bautzen in das Kriegsgefangenenlager 69 Frankfurt/oder verlegt. Herr Dr. jur. Ehnert, helmut ist am 04.12.1947 in Frankfurt/Oder im Lazarett an Lungenentzündung verstorben."

Könnt Ihr damit mehr anfangen?
Und vielen Dank für Eure bisherige Hilfe.

Grüße bruno
Viktor
Hallo Bruno,

aufgrund meiner Tätigkeit, kann ich bestätigen, dass gerade im Frühjahr 1945 sehr viele "Rechnungen" unter den Menschen auf diese Weise begliechen wurden! In solchen historischen Situationen wird der Ausmaß der menschlichen Niedertracht sehr deutlich.

In der fraglichen Zeit hat es noch keine "richtige" Polizei und auch keine Justiz gegeben. Alle Macht ging von den Kommandaturen aus. War Zwickau und die Gegend, wo Dein Großvater wohnte in der Zeit überahupt ein Teil der SBZ?

Egal wie, ich vermute, dass Dein Großvater in den von den Deutschen verwalteten Strafanstalten war. Es muss doch anhand der Sterbemitteilung, Briefe oder Urkunden ersichtlich sein, in wessen Händen er war...
Viktor
Moin,

da warst Du schneller mit Deinem Post als ich, aber das macht nichts.

Ich vermute, Du hast hier: http://www.dokst.de/main/content/auskuen...rte/internierte schon nachgesehen. Er ist aber in keinem der Listen zu finden.

Es scheint jetzt sicher zu sein, dass er von NKWD verhaftet wurde. Offensichtlich hat er doch was befehligt... Man hat ihn nicht in die SU gebracht, wahrscheinlich wegen Alter und/oder körperlichen Beschaffenheit. Wenn er denunziert und verurteilt wurde, muss es auch einen Vorgang geben. Auf der dokst.de sind auch die Ansprechpartner für solche Fälle genannt.

Mich wurden ein wenig die Tatsache, dass er nach Frakfurt verlegt wurde, denn Lager Nr. 69 diente ab März 1947 als Durchgangslager für die Rückkehrer aus der KGF. Da hielten sich die Leute nicht lange auf. Der Raum für Spekulationen ist groß. Hat man ihn bei der Verwaltung und Betreuung der KGF eingesetzt?
Ulla
Hallo,

mal eine kleine Lektüre http://www.politische-bildung-brandenbur...en/pdf/nkwd.pdf zum besseren Verständnis.

Wie wäre es wenn man sich mal an die Stiftung Gedenkstätten in Brandenburg wendet? Nicht überall ist Sachsen zuständig.

Gruß Ulla
kater bruno
Hallo Ulla,

danke für den Tip. Ich hab es gelesen.
Dabei entstehen für mich neue Fragen. In dem text steht über Lager 69, das die Internierten in die Sowjetunion geschickt wurden und wenn sie dazu nicht tauglich waren, schickte man sie zurück in die Internierungslager.
Mein großvater wurde aber weder in die SU geschickt, noch wieder zurück in ein Lager. Er blieb dort und zwar ein Jahr.
Ich denke auch, er wurde von ihnen gebraucht. Aber es zu wissen wäre halt besser.
Gibt es Brandenburg auch eine Stelle, die man direkt anschreiben kann, wie in Sachsen?
In Frankfurt/Oder hab ich schon gesucht, doch nichts gefunden.

Liebe Grüße
bruno