Vermisst?

franzj
In der Online-Gräbersuche des Volksbunds liest man immer wieder mal, dass ein namentlich bekannter Kriegstoter unter den Unbekannten auf einem Sammelfriedhof liegt.
Im Fall meiner Familie und ein paar weiteren Fällen konnte ich feststellen, dass trotz der Mitteilung "ruht unter den Unbekannten" ein namentlicher Grabstein existierte. Unklar ist mir aber: Ist das jetzt der Grabstein eines ordentlich Identifizierten oder liegt da nur ein Gedenkstein, den die Umbetter setzten, weil sie über das Rote Kreuz Namenslisten von Kriegstoten kannten, die nahe des späteren Sammelfriedhofs von den alliierten Gräberdiensten erstbestattet worden waren?

In Fällen von "ruht unter den Unbekannten" könnte es sich lohnen, Dritte auf dem Friedhof nachsehen zu lassen, denn das heutige Personal des Friedhofsträgers hat oft selbst keine vollständige Gräberliste.

Gruß Franz
Alexander
Hallo Franz,

ich denke dass hängt sehr stark von den damaligen Umständen ab. Oftmals war es ja so, dass gegen Kriegsende Tote in Massengräbern bestattet wurden und dabei auch übereinander kreuz und quer gelegt wurden. Bei Exhumierungs- und Umbettungsarbeiten war dann häufig nicht mehr genau feststellbar, welcher Person etwaig aufgefundene Gegenstände zur Identifizierung gehörten und meistens waren darunter auch viele Soldaten ohne Erkennungsmarken etc.

Entsprechend wurden die Toten dann fast immer zusammen in einem Sammelgrab beerdigt, bei den großen Sammelfriedhöfen auch unter den Unbekannten. Dazu muss man aber auch sagen, dass es bei Sammelfriedhöfen im Osten keine indiviuelle Grabkennzeichnung mehr gibt!

Zu deinem Fall: Oftmal wurde vergessen Unterlagen bzw. Grabsteininschriften zu berichtigen, insbesondere nach Graböffnungsarbeiten durch den Volksbund in den 50er/60er Jahren. Ich hatte erst letzes Jahr so einen Fall mit einem namentlich bekannten Kriegstoten, der aber ein Grabkreuz mit der Inschrift "unbekannter Soldat" trug. Wurde dann dank Archivunterlagen und WASt berichtigt.

Aber eins versteh ich bei deiner Frage nicht, was meinst du mit "namentlichem Grabstein"? Auf den Sammelfriedhöfen im Osten gibt es nur die Namensblöcke ohne Einzelgrabsteine, da steht beim Volksbund auch sehr oft "unter den Unbekannten".

Von anderen Friedhöfen (z.B. Gemeindefriedhöfen) habe ich aber bisher nie gesehen, dass es neben der Mitteilung "unter den unbekannten" noch einen Einzelgrabstein gibt. Häufig werden die mit den namentlich bekannten Toten in Sammelgräbern beerdigt. Kannst du ein Beispiel nennen, mit Fotos vielleicht?

Gedenksteine werden meines Wissens nach keine gesetzt, warum auch? Die Umbetter haben auch gar nichts zu tun mit der Gräbergestaltung. Im Osten werden die Vermissten auch auf den Blöcken erfasst, z.b. in Stalingrad auf diesen Würfeln.

Gruß Alex
franzj
Hallo Alex,

meine Erfahrung habe ich im Westen gemacht, wo individuelle Gräber überwiegen. Der Beitrag bezieht sich auf Einzelgräber, deren Grabinschriften Namen und Lebensdaten nennen.

Ich erinnere mich noch heute daran, wie geschockt ich 2006 war, als ich digitale Fotos vom Soldatengrab meines Bruders auf dem Bildschirm hatte. Die Bilder kamen von einem hilfsbereiten Ortsansässigen, der trotz der Auskunft "ruht unter den Unbekannten" fündig wurde.

Gruß Franz