Feldpostnummer 44130

MNdot
Guten Tag,

ich wende mich auf Empfehlung eines Teilnehmers bei Spiegel-online "EinesTages" an dieses Forum, weil ich mehr über meinen Großvater herausfinden möchte. Ich bei bei EinesTages folgendes Bild (bzw. Text) eingesetzt:



Dazu habe ich die folgende Frage gestellt:

Wo steht dieses Denk- oder Grabmal? Das Bild etwa von 1944 zeigt meinen Großvater Josef Lang, geboren am 2. November 1902 in Mauthaus (Böhmerwald, heute Tschechien), dort zuletzt auch wohnhaft. Er war Unteroffizier bei den Feldjägern und unterstand zuletzt der Standortkommandantur Pleskau. Die letzte Feldpostnummer lautete 44 130. Er gilt als vermisst seit dem 12. Februar 1945 im Raum Budapest (Ungarn). Er wurde auf Antrag meiner Großmutter, Maria Lang, im Jahr 1963 für tot erklärt. Mich interessiert, wo die Aufnahme gemacht sein kann. Die Kakteen könnten ein Hinweis auf Südeuropa sein, wobei ich mir aber in keinster Weise sicher bin. Auch wenn der Ort nicht identifizierbar ist, wären mir Hinweise wichtig, ob es sich um ein Denk- oder Grabmal handeln kann.

Ich werde mich sehr über Ihre Ideen oder Hinweise freuen.

Grüße aus dem Westerwald

Michael Neumann
Peavey
Hallo Michael,

lt. DRK Vermisstenbildliste nennt sich die Einheit als deren Angehöriger er beim Suchdienst registriert wurde Standort-Kommandantur 241 ( Standort-Kdtr. Pleskau ) und Heeres Verwaltung Budapest.

Ich bin kein Botaniker, könnte mir aber durchaus vorstellen dass diese Kateen auch in Budapest wachsen. smile
Könntest Du mal versuchen einen Detailauschnitt von der linken Seite des Denkmales zu machen ? Vielleicht eine Art Medusa ?

Beste Grüße
Bernhard
Friesengeist
Moinsen,

hier noch der passende Link zur Einheit aus dem LdW:

klick


Was die "Kakteen" angeht: Genau solche hatten wir früher auch mal in der alten Heimat Hessen im Sommer auf dem Hof stehen. Weiß leider den Namen von den Teilen nicht mehr. Die wachsen meines Erachtens überall in Europa wo die Sonne scheint. Ist wohl somit kein klares Indiz für eine nähere Standorteingrenzung, denke ich.

Budapest wäre bei dem Werdegang natürlich naheliegend. Vor Allem baulich und aufgrund der Umgebung scheint die Ecke doch plausibler. Ob man dort Ende 1944 allerdings noch in der Stimmung war, solch doch einigermaßen relaxte Schnappschüsse zu fertigen, da bin ich mir nicht sicher......


l.g.

Kai
Gunni
Hallo,
wenn das der Kopf der Medusa ist, dann müßte es ein Denkmal des Perseus sein. Hab leider in Verbindung mit Budapest nichts vergleichbares gefunden.

Gruss Gunni
Jürgen Fritsche
Moin zusammen,

die "Kakteen" sind Agaven, mit kleinen gebogenen Dornen an den Blättern. Agaven gedeihen auch in gemäßigten Breiten überall, wo es frostfrei ist. Oder in Kübeln, die im Winter hereingeholt werden müssen.

Der "Kopf" links vom Denkmal ist kein Medusenhaupt. Er sieht, insbesondere wegen der hohlen Mund- und Augenauschnitte und den stilisierten Locken, vielmehr nach einer griechischen Theatermaske aus, die möglicherweise von der auf den Felsen knieenden, weiblichen Figur, deren Beine und Füße man sieht, dort abgelegt wurde.
Jürgen Fritsche
Zitat:
Original von MNdot
Er war Unteroffizier bei den Feldjägern und unterstand zuletzt der Standortkommandantur Pleskau. Die letzte Feldpostnummer lautete 44 130. Er gilt als vermisst seit dem 12. Februar 1945 im Raum Budapest (Ungarn).

Moin Michael,

zur betreffenden FPN noch folgende Konkretisierung, da es bei FPN und exakter Einheiten-Zuordnung fast immer auf den genauen Vergabezeitraum ankommt:

44130
(28.2.1941-29.7.1941) Feldkommandantur 241 V,
(1.3.1942-7.9.1942) Standort-Kommandantur Pleskau,
(8.9.1943-22.4.1944) 11.12.1943 Standort-Kommandantur 241

D. h., bereits seit dem 11.12.1943 war die FPN der Standort-Kommandantur 241 zugeteilt (die durch Umbenennung der Standort-Kommandantur Pleskau entstanden war). Die anschließende erneute Umbenennung des Stabes in Feldkommandantur 241 geht aus der FPÜ offenbar nicht hervor.

Er gehörte daher zuletzt nicht der Standort-Kommandantur Pleskau und auch nicht der Standort-Kommandantur 241, sondern der Feldkommandantur 241 an, die dann in Ungarn im Einsatz war.
Jürgen Fritsche
Zitat:
Original von Jürgen Fritsche
Moin zusammen,

die "Kakteen" sind Agaven, mit kleinen gebogenen Dornen an den Blättern. Agaven gedeihen auch in gemäßigten Breiten überall, wo es frostfrei ist. Oder in Kübeln, die im Winter hereingeholt werden müssen.

Der "Kopf" links vom Denkmal ist kein Medusenhaupt. Er sieht, insbesondere wegen der hohlen Mund- und Augenauschnitte und den stilisierten Locken, vielmehr nach einer griechischen Theatermaske aus, die möglicherweise von der auf den Felsen knieenden, weiblichen Figur, deren Beine und Füße man sieht, dort abgelegt wurde.

Moin zusammen,

Ihr wart also auch noch nicht auf der "SPIEGEL Online"-Seite und ich erst eben mal ...

Die von uns versuchten Deutungen (Agaven statt Kakteen, Medusa, Theatermaske) sind dort, und das hat Michael trotz erst gestern erfolgter Forumsanfrage leider nicht erwähnt, bereits seit dem 13. August, also vor Wochen, längst durch mehrere Leser vorgenommen worden!

Die Zeit hätten wir uns also sparen können ... Augen rollen Schade.
MNdot
Vielen Dank für die Hinweise, dadurch bin ich noch neugieriger geworden.

Ich habe noch einmal alte Alben gewälzt und habe drei weitere Bilder von meinem Großvater gefunden:

Zunächst noch einmal das "Bilderrätsel" in großer Auflösung, dann eine Porträtaufnahme und eine Aufnahme mit einer Brücke und einer Straßenbahn im Hintergrund. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass er auch in Wien war. Da er auf dieser Aufnahme Unteroffizier ist, muss sie älter sein, als das Bild zu meiner ursprünglichen Frage. Allerdings habe ich diese Brücke weder in Wien noch in Budapest recherchieren können.

Vielleicht fällt noch jemandem etwas ein.

Grüße

Michael Neumann
MNdot
Zitat:
Original von Jürgen Fritsche
Moin zusammen,

Ihr wart also auch noch nicht auf der "SPIEGEL Online"-Seite und ich erst eben mal ...

Die von uns versuchten Deutungen (Agaven statt Kakteen, Medusa, Theatermaske) sind dort, und das hat Michael trotz erst gestern erfolgter Forumsanfrage leider nicht erwähnt, bereits seit dem 13. August, also vor Wochen, längst durch mehrere Leser vorgenommen worden!

Die Zeit hätten wir uns also sparen können ... Augen rollen Schade.


Mea culpa!

Da ich die vorhanden Ergebnisse nicht alle niederschreiben wollte, hatte ich den Link beigefügt. Es tut mir wirklich leid, wenn diese Nachlässigkeit jemanden verärgert hat.

Grüße Michael
MNdot
Liebe Foristen,

bei dem Bild mit der Brücke im Hintergrund bin ich nunmehr sicher, dass es in Budapest aufgenommen wurde. Ich bekam bei EinesTages den Hinweis auf den die Litfaßsäule und dass Hangver im Ungarischen Konzerte heißt. Ich habe dann auf einer ungarischen Webseite ein Bild gefunden, dass die alte Elisabeth-Brücke zeigt, die im Januar 1945 gesprengt wurde. Auch wenn sich letztendlich das Grab- oder Denkmal nicht mehr auffinden lassen wird, kann ich meinen Großvater nun räumlich richtig zuordnen.

Ich bitte noch einmal um Verzeihung, dass ich meine Frage bei EinesTages hier nicht deutlich präsentiert hatte.

Vielen Dank und Grüße aus dem Westerwald!

Michael Neumann
Jürgen Fritsche
Zitat:
Original von MNdot
Ich bekam bei EinesTages den Hinweis auf den die Litfaßsäule und dass Hangver im Ungarischen Konzerte heißt.

Moin Michael,

nicht ganz richtig: "hangverseny" heißt auf ungarisch "(das) Konzert" (wörtlich heißt es in etwa soviel wie "Tonwettbewerb, Klangwettbewerb" Augenzwinkern ) ...

Das ist auch das Wort, das groß auf dem Plakat steht.

Ausgesprochen wird das Wort "hångverseñ", mit Betonung auf der ersten Silbe, wie immer im Ungarischen. å ist wie der a-Laut in "Washington", ñ wie im Spanischen "señor".
Jürgen Fritsche
Zitat:
Original von MNdot
Da er auf dieser Aufnahme Unteroffizier ist, muss sie älter sein, als das Bild zu meiner ursprünglichen Frage.

Moin Michael,

er ist sowohl auf Dem Foto mit dem Denkmal (Deine ursprüngliche Frage) als auch auf dem mit der Brücke in Unteroffiziersunifom zu sehen. Sie dürften daher beide etwa gleich alt sein - vielleicht nicht unbedingt exakt auf das Aufnahmedatum bezogen, aber zumindest während seiner Dienstzeit als Unteroffizier aufgenommen.
MNdot
Hallo Jürgen,

absolut richtig - EinesTages gab aber die Fragezeichen nicht frei und dann haben sie erst noch bei dem Link zur Vergrößerung geknottert. Ich konnte es nicht einwandfrei entziffern und deshalb kam es zunächst zu der nicht ganz deutlichen Beschreibung. Nach dem Hinweis bei EinesTages habe ich dann die richtige Schreibweise gegoogelt und mit Dem Hinweis zur Betonung liegen Sie ebenfalls richtig - Google liest ja mittlerweise in Landessprache vor; ich war erstaunt...

However - mir haben die Hinweise hier und bei EinesTages sehr geholfen, auch wenn die Umstände des Vermisstseins meines Opas wohl nie geklärt werden können. Für mich war die Frage im Vordergrund, wo das Denk-/Grabmal stehen könnte, weil ich schon als kleines Kind sehr fasziniert die Statue und die Maske betrachtet habe. Seiner Frau - also meiner Großmutter - und seinen vier Kindern helfen die Informationen leider nicht mehr, weil sie bereits vor den Möglichkeiten der Informationsgesellschaft verstorben sind. Meinen Cousinen und Cousins werde ich es bei unserem nächsten Familientreffen erzählen - wir sind alle um die 50 und ich bin der "Stammesälteste" - mal schaun, ob es sie interessiert.

Noch einmal vielen Dank für alle Hinweise - ich finde es ausgesprochen anerkennenswert, dass sich immer noch Menschen für die Schicksale der Soldaten aus dem II. Weltkrieg interessieren und engagieren - ich war selbst 30 Jahre Soldat in der Bw.

Ich melde mich ab!

Liebe Grüße aus dem Westerwald

Michael
Gunni
Hallo Michael.

einen Versuch möchte ich noch starten.
Ich werde morgen das Bild einem Kollegen zeigen.
Der ist Ungar. Ich kann nichts versprechen.
Aber vielleicht spielt uns der Zufall in die Hände.
Oder wie sagt man "Die Hoffnung stirbt zuletzt" Augenzwinkern


Gruss Gunni
Jürgen Fritsche
Zitat:
Original von Jürgen Fritsche
Ausgesprochen wird das Wort "hångverseñ", mit Betonung auf der ersten Silbe, wie immer im Ungarischen. å ist wie der a-Laut in "Washington", ñ wie im Spanischen "señor".


Eine Korrektur, der Richtigkeit und Vollständigkeit halber: Die ganz korrekte Aussprache von "hangverseny" ist natürlich "hångvärschäñ" ...
Gunni
Hallo,

habe wie versprochen das Bild einem ungarischen Kollegen gegeben.
Da er mit dem Motiv nichts anfangen konnte, hat er es seinem Vater
gezeigt. Dieser kennt eigentlich Budapest. Aber leider auch Fehlanzeige.
Er glaubt allerdings nicht, daß das Bild in Budapest aufgenommen worden ist. Diese Agavengewächse, in der Erde eingepflanzt, sind für
den ungarischen Winter nicht geeignet.

Gruss Gunni

PS: Nach nochmaliger Betrachtung des Bildes, muss ich allerdings feststellen, daß die Dinger auch ohne weiteres in Töpfen stecken könnten. Man sieht den unteren Bereich der Pflanzen auf dem Bild nicht.
MNdot
Trotzdem herzlichen Dank!
Jürgen Fritsche
Moin Michael,

auch ich habe einer ungarischen Kollegin aus Budapest das Foto gezeigt. Aber auch sie konnte damit nichts anfangen und erkannte das Denkmal nicht.

Es kann natürlich durchaus möglich sein, daß das Foto damals tatsächlich in Budapest aufgenommen wurde, aber im Verlauf der schweren Kämpfe diese Parkanlage oder dieser Teil von ihr zerstört wurde.